Begriffe


Trolle, Bots, Algorithmen und Fake Facts – zentrale Begriffe aus dem Projektthema findest du hier. Die Texte können in dieser Form für die Jugendarbeit verwendet werden. Entweder gleich hier auf der Seite oder zum Ausdrucken als Download.


Verschwörung: Fantasie, Theorie, Erzählung? 

Der Begriff „Verschwörungstheorie“ meint die Überzeugung, dass mächtige Personen oder Gruppen wichtige Ereignisse in der Welt beeinflussen, um damit gezielt der Gesellschaft zu schaden. Dabei ist „Theorie“ eigentlich kein passender Begriff, denn eine wissenschaftliche Theorie ist mit Fakten belegbar und lässt sich auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfen. Das geht bei Verschwörungstheorien nicht, weshalb wir den Begriff Verschwörungserzählungen bevorzugen. Denn es handelt sich dabei um Erzählungen, die oft trotz Gegenbeweisen von einigen Menschen geglaubt werden. Ob sie belegbar sind oder nicht. 

Warum einige Verschwörungserzählungen glauben und andere nicht, hat unterschiedliche Gründe. Im Vordergrund steht meistens die Frage nach der eigenen Identität: Wer bin ich? Wo gehöre ich hin? Menschen suchen in dem Glauben an solche Erzählungen nach Kontrolle und Sicherheit in gesellschaftlich unsicheren Zeiten (z. B. Corona-Pandemie oder Klimakrise). Die Idee, dass sich dahinter eine Verschwörung verbirgt, scheint einigen die Sicherheit zu geben, nach der sie sich sehnen. Ein weiteres menschliches Bedürfnis, welches hier eine Rolle spielt, ist der Wunsch nach Zugehörigkeit und einem positiven Selbst- oder Gruppenbild. Dabei stellen sich Menschen, die an Verschwörungserzählungen glauben, als diejenigen dar, die sich von den mächtigen Personen oder Gruppen, welche der Gesellschaft gezielt schaden wollen, nicht blenden lassen. Dass ihre Version der Erzählung nicht der Wahrheit entspricht, sehen sie meist gar nicht.

Der Glaube an Verschwörungserzählungen ist meistens auf psychologische Grundbedürfnisse, wie Sicherheit, Zugehörigkeit und Identitätsbildung zurückzuführen.


Desinformation: Fake News, Fake Facts, Fake Everything? 

Das unwissentliche Verbreiten von Fehlinformationen kann schnell passieren, und zwar unbeabsichtigt. Bei Desinformationen hingegen handelt es sich um gezielt gestreute falsche Informationen, die andere Menschen absichtlich täuschen sollen. Die Verbreitung von Desinformationen, auch Fake News oder Fake Facts genannt, kann großen Schaden anrichten. Bei der großen Flut an Informationen wird es immer schwerer, die Informationen und ihren Wahrheitsgehalt einzuschätzen.

Das Filtern dieser Informationen passiert im Gehirn auf zwei verschiedene Arten. Wenn wir konzentriert sind, werden die Informationen systematisch aufgenommen. Das führt dazu, dass potenzielle Desinformationen schneller aufgedeckt werden können. Beim passiven Scrollen achten wir weniger darauf, was genau hinter den Inhalten steht und sind anfälliger dafür, auf Desinformationen hereinzufallen.

Vor allem rechtsextreme, rechtspopulistische Parteien nutzen gezielt Desinformationskampagnen, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen und Menschen zu verunsichern. Dabei werden vordergründig Desinformationen gestreut, die auf die Beeinflussung von Emotionen, wie Ängste, Sorgen, Wünsche und Hoffnungen, abzielen. Mit vermeintlich einfachen Antworten auf große Themen wollen sie sich das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit und Kontrolle zunutze zu machen. Politische Kampfbegriffe wie „Lügenpresse“ nutzen sie, um das Misstrauen gegenüber den etablierten Medien in der Bevölkerung zu schüren. Indem die etablierten Medien versuchen, die Desinformationskampagnen zu entlarven und richtigzustellen, werden auch sie beeinflusst, indem die Verbreiter von Desinformationen die Themen bestimmen.

Sowohl unbeabsichtigte Fehlinformation als auch gezielte Desinformation können unsere Demokratie schwächen. Wer Fake Facts entlarven kann, unterstützt bei der Aufklärung und Verbreitung von Wahrheit. 


Twitter, YouTube, Google & Co. und digitale Fußabdrücke

Wenn uns bei Youtube oder in den Sozialen Medien Videos vorgeschlagen werden, ist diese Auswahl auf sogenannte Algorithmen zurückzuführen. Diese helfen dabei, nicht in der digitalen Flut an unendlichen Nachrichten unterzugehen. Dazu sammeln sie die Spuren, die wir mit jedem Klick im Internet hinterlassen, werten diese aus und erkennen dadurch, welche Inhalte angesehen, wo Likes oder Kommentare hinterlassen wurden. Und diese Inhalte werden dann auch eher vorgeschlagen als andere.

Filter-Algorithmen denken im Internet nicht in Inhalten, sondern in Zahlen. Das bedeutet, dass nicht das Video oder der Tweet mit dem größten Wahrheitsgehalt, sondern mit den meisten Klicks, Likes und Kommentaren vom Algorithmus als wichtig bewertet wird. Damit wird gleich zweimal vorsortiert – nach dem eigenen Suchverhalten und der bisherigen Reichweite des Online-Beitrags. 

Warum sie das tun? Mehr persönlich zugeschnittene Inhalte bedeuten mehr Aufmerksamkeit und mehr Zeit, die wir auf einer bestimmten Internetplattform verbringen. Fast wie eine Streaming-Serie, die eine Folge nach der anderen abgespielt wird, ohne zu fragen.

Damit haben digitale Medien einen großen Einfluss darauf, wie Menschen, die sich im Internet bewegen, die Welt wahrnehmen. Jede*r Nutzer*in kann in Sekundenschnelle Millionen von anderen Nutzer*innen erreichen. Somit können im großen Stil mitunter menschenfeindliche Meinungen und ungeprüfte, falsche Aussagen verbreitet werden. 

Die Inhalte, die online konsumiert werden, sind auf das persönliche Nutzungsverhalten zugeschnitten und bilden nicht den Querschnitt der Gesellschaft ab.


Nicht alles glauben, was im Internet steht: Wütende Trolle, Roboter, Fake Accounts

Algorithmen sind erstmal hilfreich, aber das Ganze birgt auch einige Gefahren. Da wären zum Beispiel die wütenden Trolle, unsichtbare Roboter oder Fake Accounts, durch die sich Personen fälschlicherweise als jemand ganz anderes ausgeben können. Diese wissen genau, wie sie Soziale Medien für ihre eigenen Absichten nutzen können, um andere zu manipulieren. Dazu gehört beispielsweise auch Verschwörungserzählungen durch Bilder, Videos, Memes oder Kommentare gezielt zu verbreiten. 

Trolle, also reale Nutzer*innen mit einer Menge Wut in sich, versuchen durch unsachliche Argumente oder Beleidigungen die Meinungsbildung im Internet zu stören. Abweichende Haltungen sollen so eingeschüchtert werden. Schnell entsteht so der Eindruck, dass viele Menschen die Meinung des Trolls teilen – meistens ist das aber nicht der Fall.

Ähnlich funktionieren auch sogenannte Social Bots. Im Gegensatz zu Trollen steckt hinter diesen Bots kein echter Mensch, sondern automatisierte Fake Accounts. Das Problem: häufig können wir das nicht direkt erkennen. Auch sie sollen durch vorgefertigte Kommentare die Stimmung im Netz beeinflussen und Misstrauen säen. Durch ihre intensive Aktivität können sie den Algorithmus beeinflussen: Viele Klicks für einen Beitrag in den sozialen Medien können falsches Vertrauen wecken. Wenn sich viele Accounts zu einem Beitrag äußern, erhöht dies womöglich auch seine Glaubwürdigkeit.

In Echokammern, also Internetforen, wo sich Personen mit ähnlichen Einstellungen treffen, tauschen sie sich abgeschirmt von anderen Sichtweisen aus. Dort bekommen sie genau das zu hören, was sie hören wollen und fühlen sich in ihrer eigenen Meinung und Sichtweise durch Gleichgesinnte bestätigt.

Das kann man mit einer Filterblase vergleichen: Nur was ins eigene Weltbild passt, gelangt in die Blase. Alles andere wird gar nicht erst wahrgenommen oder als Lüge aufgefasst. Durch solche unerwünschten Nebeneffekte der Sozialen Medien kommt die Verbreitung von Fake News, Verschwörungserzählungen und Co. so richtig in Fahrt. 

Künstliche Intelligenz bringt – wenn es um gezielte Desinformation geht – noch ganz andere Gefahren mit sich. KI heißt, Computern menschliches Lernen und Denken beizubringen. Dadurch können sie selbstständig für bestimmte Probleme Lösungen finden und brauchen keinen Auftrag mehr dafür von uns. Mithilfe von KI können Fotos, Videos und Audios entworfen werden, die auf den ersten Blick täuschend echt aussehen – aber nichts mit der Realität zu tun haben.

Unkritisch alles zu glauben, was im Internet präsentiert wird, kann im schlimmsten Fall der Eintritt in verzerrte Realitäten und Echokammern sein!

 


Quellen